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Fusion zweier Fußballvereine in Wiesental Drucken
Dienstag, 26 Mai 2020

Am 16. September 1920 – also vor knapp einhundert Jahren – wurden in Würzburg mit der Gründung der „Deutschen Jugendkraft“ (DJK) die fußballsportlichen Aktivitäten der katholischen Kirche in geregelte Bahnen gelenkt. Das Aufgabengebiet dieser Organisation umfasste „die Ordnung und Anregung des Sports in katholischen Vereinen, die Kontaktsuche mit allen anderen Verbänden sowie die Berücksichtigung der menschlichen und christlichen Verpflichtungen der Sporttreibenden“.
1928 kam das erste Fußballspiel einer Wiesentaler DJK-Mannschaft gegen eine Mannschaft der DJK Mannheim zur Durchführung. Am 15. September 1929 wurde der in Eigenarbeit gerodete und spielbar gemachte DJK-Sportplatz an der Kirrlacher Straße – gegenüber dem Zwölfer-Platz beim Forsthaus – eingeweiht. Nach dem Beschluss der Vorstandschaft erhielt die Sportabteilung den Namen DJK Blau-Weiß Wiesental.
Die wirtschaftlichen Krisenerscheinungen der Weimarer Republik erreichten an der Schwelle zum neuen Jahrzehnt ein solches Ausmaß, dass Millionen Menschen arbeitslos auf der Straße standen. Hoffnung machte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Mit deren Machtübernahme im Jahr 1933 wurde der gesamtdeutsche Sport neu gegliedert und hatte Aufgaben im Sinne von Staat und Partei zu erfüllen. Der am 28. Januar 1900 gegründete Deutsche Fußballbund (DFB) wurde dem Deutschen Fußballverband in Berlin unterstellt.

Unser Archivfoto zeigt die DJK-Mannschaft mit ihrer Verwaltung. Stehend von links: Richard Dörr, Alois Klumpp, Hermann Klinger, Willi Fuchs, Karl Vogel, Ewald Machauer, Martin Klinger, Adam Knebel, Emil Bub, Josef Knebel, Heinrich Seider, Valentin Oestreicher, Fritz Maier, Josef Heim, Engelbert Knebel, Fritz Stork, Jans Janser.
Vorne von links: Johann Metzger, Oskar Seider, Heinrich Mahl, Josef Fuchs, Ernst Wermuth, Hugo Gentner, Emil Gentner, Wilhelm Mahl, Reinhard Vogel und Josef Römer.

Ebenso die Fußballabteilungen der Vereine des Deutschen Turner-Bundes, der DJK und des Studentensports. Verboten wurde der Arbeitssport in seiner bisherigen Art. Bereits vor der Machtergreifung durch die NSDAP war es in Wiesental zu Handgreiflichkeiten zwischen Mitgliedern der örtlichen Katholischen Jugend und den Nationalsozialisten gekommen.
Die Fußballabteilung der DJK Wiesental trat im Januar 1934 geschlossen zum FV 1912 Wiesental über. Dies geschah im gegenseitigen Einvernehmen, wobei die DJK ihre Sportgeräte den Zwölfern für ein geringes Entgelt überließ. Möglicherweise wollte man mit dieser Maßnahme dem wachsenden Druck gegen die Katholische Jugend entgehen. Bereits am 1. Juli 1933 ordnete das Landespolizeiamt Karlsruhe die Schließung der Geschäftsstellen verschiedener Jugendorganisationen an. Im Reichskonkordat (Abkommen zwischen Staat und Kirche) vom 20. Juli 1933 wurde die Aufhebung der Zwangsmaßnahmen gegen einige Verbände im katholischen Jungmännerverband, darunter auch die DJK, vereinbart. Die Nationalsozialisten unterliefen allerdings kaum ein Jahr später ständig dieses Abkommen und gingen rigoros gegen die Jugendverbände vor.
Am 5. Februar 1935 wurde ein Gruppenabend der Katholischen Jugend von Mitgliedern der Hitlerjugend gestört. Pfarrer Gramlich erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Laut dem Oberstaatsanwalt am Landgericht Karlsruhe mit folgender Begründung: „Von Übergriffen oder Ausschreitungen der Hitlerjugend kann keine Rede sein. Soviel scheint aber festzustehen, dass sich Pfarrer Gramlich bei seiner Anzeige weniger von sachlichen Gesichtspunkten als von einer unfreundlichen Haltung gegenüber der Hitlerjugend leiten ließ“.
Im Juli 1935 erließ das Badische Innenministerium ein Verbot der DJK und am 6. Februar 1939 löste die Gestapo in ganz Deutschland den Katholischen Jungmännerverband auf. Dieser politischen Entscheidung ist die Fußballabteilung der DJK Wiesental zuvorgekommen und sich bereits am 24. Januar 1934 dem FV 1912 Wiesental angeschlossen. Das Übertrittsprotokoll unterzeichneten die DJK-Vorstände Willi Seider, Richard Dörr und Artur Noe.